Stadtkirche

Die Stadtkirche von Königstein

Die Stadt- oder Marienkirche ist malerisch auf dem Schreiberberg, mitten im historischen Stadtkern von Königstein gelegen und gehört zur "Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Königstein-Papstdorf". Die Geschichte der Kirche beginnt bereits im frühen 10. Jahrhundert, als vom Erzbischhofstum Magdeburg ausgehend die ersten römisch-katholischen Missionare ins obere Elbtal kamen und, wie überall in Deutschland, Marienkirchen gründeten. Diese wurden als Bollwerke des "Heiligen Römischen Reiches" erbaut und dienten der Christianisierung der heidnischen Slawen, mit denen die alten "Mageda" schon seit dem frühen 9. Jahrhundert Handel trieben.

Die ersten Kapellen

Dr. Karl von Weber - Archiv für die sächsische Geschichte

Die erste "Marienkirche" war ein kleines, hölzernes und mit einfachen Schilfdach gedecktes Gotteshäuschen, welches auf dem Grund der Amtsgasse 48 (1903), Hauptstr. 53 (1896 und 1925) stand. Die Kapelle "Unserer Lieben Frauen" wurde, nahe an der Elbe gelegen, von mehreren Hochwassern heimgesucht und auch bald zu klein für die stetig wachsende Einwohnerzahl. Das Haus, welches auf diesem Platz stand, wurde noch lange das Kapellenhaus genannt. Um die Jahrundertwende war darin eine Brauerei der Essigfabrikanten Uhlemann & Söhne untergebracht.

Dr. Karl von Weber, 1806-1879, war Ministerialrat und Direktor des sächsischen Hauptstaatsarchives und veröffentlichte in seinen siebten Band "Archiv für die sächsische Geschichte" unter "Miscellen" (Gemischtes) einen kurzen Beitrag von "Fr. Hallwich". Darin wird die Existenz der ersten Kirche Königsteins um hundert Jahre, auf etwa 1284 zurückgesetzt. Vermutlich stand sie schon eher auf ihrem Plätzchen am linken Elbufer.

"... Das sächsische Königstein (bekanntlich bis zum Jahre 1402 zu Böhmen gehörig) war somit die Mutterkirche der heutigen Stadtpfarrkirche in Aussig an der Elbe in Böhmen, und da die Letztere, wie wir oben gehört, schon von König Wenzel II. von Böhmen, also in der Zeit von 1283-1305, während welcher dieser regiert, dem deutschen Orden überlassen worden war, so fällt die Entstehungszeit der Kirche in Königstein spätestens um hundert Jahre weiter zurück, wenn als das älteste Datum des Bestandes dieser Kirche das Jahr 1384 gegolten (lib. enert. ap. Balbin p.24)."

Eine zweite Kapelle entstand auf der Bielaleithe (Kirchleite vor dem Quirl), wo es heute noch den oberen- und unteren Kirchleitenweg gibt. Sie wurde in den Jahren 1429-1432 von den Husseiten 3 x niedergebrannt und war 1430 nur noch Ruine.

Die Kirche auf dem Schreiberberg

Die erste größere Kirche wurde ab 1428 auf dem Schreiberberg gebaut. Doch auch sie wurde bald erweitert und es enstand die zweite Marienkirche, deren Baubeginn 1598 war. Im "Dreißigjährigem Krieg" wurde Königstein mehrmals von den Schweden heimgesucht, geplündert und gebrandschatzt. Sie brannten 1639 die Stadt und Kirche ab, die die Königsteiner wieder aufbauten. Die dritte Marienkirche wurde 1704 zu planen begonnen. Der Baubeginn war 1720, die Einweihung am 19.11.1724. Die neue Kirche wurde, weil weit größer als die vorhergehende, quasi um die alte herumgebaut, so daß bis 1720 der Gottedienst weitergeführt werden konnte. Sie wurde von Georg Bähr, dem deutschen Baumeister des Barock erbaut, welcher auch die weltberühmte Dresdner Frauenkirche erschuf. Beim verheerenden Stadtbrand von 1810 brannte die Kirche erneut bis auf die Grundmauern ab. Wieder einmal wurde die Marienkirche aufgebaut. Die festliche Einweihung fand 1823 statt. Die edle Innenaustattung im klassizistischen Stil des im fühen 19. Jahrhunderts vorherrschenden Zeitgeistes war umstritten, äußerlich hatte die Kirche jedoch nach wie vor den ursprünglichen Barockstil des großen Meisters Bähr. Der Kanzelaltar von 1811 ist aus Sandstein gebaut und hat die Form eines griechischen Tempeleingangs, der Taufstein in der Mitte des Altars besteht aus "Zöblitzer Serpentinstein". Im Tempeldach ist das Symbol des "Allsehenden Auges", auch "Auge Gottes" oder "Auge der Vorsehung", welches von einem Dreieck mit Strahlenkranz umschlossen ist, daß auf die Dreifaltigkeit hinweist. Die Kirche hat 800 beheizte Sitzplätze und seit 1895 elektisches Licht. Heute ist die Marienkirche nach der Renovierung des Inneren wieder in ihrem Originalzustand von 1823.

Die Orgel

Die "Jehmlich-Orgel" erhielt am 14.12.1851 ihre festliche Weihe. Sie wurde von dem Orgelbaumeister Johann Gotthold Jehmlich in alter Silbermannscher Tradition als mechanische Orgel mit zwei Manualen (Tastaturen, Klaviaturen) und 25 Registern (Reihen von Pfeifen gleichen Klanges) erschaffen. Im Jahre 1907 wurde sie von den Brüdern Emil und Bruno Jehmlich, die in dritter Generation der Orgelbaufamilie Jehmlich etwa 450 Orgeln in Europa und Mexiko bauten, zu einer pneumatischen Orgel umgebaut. Einen zweiten Umbau erhielt die Orgel 1930 und einen dritten im Jahre 2007 im Zuge der Innensanierung der Stadtkirche. Heute hat die Orgel 2447 Pfeifen in 38 Registern auf 3 Manualen, wobei die größte Pfeife 5 m und die kleinste Pfeife 1 cm lang ist. Sie erklingt wieder, sehr zur Freude der Königsteiner und ihrer Gäste, in ihrer vollen Pracht.

-Quellen

-Archiv für die sächs. Gesch. VII, Karl von Weber, 1869
-Das Meissner Hochland oder die sächsische Schweiz - Carl Julius Hofmann, Lohmen 1842
-Geschichte der Berggemeinde der Festung Königstein, Klemm Albert, Leipzig 1905
-625 Jahre Königstein - Ein kleiner geschichtlicher Spaziergang durch fast 1000 Jahre Geschichte rund um Königstein
-Historie des Städtgens Königstein, M. Johann Gabriel Süssen, 1755
-Adreß- und Geschäftshandbuch Königstein 1894-96, 1903, 1925
-Kirche Königstein
-Georg-Bähr-Gesellschaft Dresden e.V.
-Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH
-Daniel Kunert, orgel-information.de
-Wikipedia
-Sächsische Zeitung